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Polemisierung statt intelligente Berichterstattung

Da reicht ein Bericht von RTL über Pflegemissstände aus und der Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste von Berlins Mitte, Stephan von Dassel, fühlt sich im Element. ...

Ein Kommentar des AVG
von Thomas Meißner

... Statt im eigenen Amt, also in seinem Zuständigkeitsbereich aufzuräumen, sich für zusätzliches Personal entsprechend einzusetzen, um Rechnungsprüfung sowie Bewilligungen für Leistungen in vertretbaren Zeiträumen umzusetzen und sich auf die nach seiner Meinung offensichtlich schlecht arbeitenden einzelnen Einrichtungen zu konzentrieren, geht er zum wiederholten Male zum Pauschalangriff über.


„Das ist das im Moment lukrativste Verbrechen, was man sich in Deutschland vorstellen kann. Das ist ein Verbrechensmarkt, der völlig risikofrei ist und dabei gewinnbringender als Drogenhandel". Das sind die Worte von Herrn von Dassel.


Es entsteht der Eindruck, dass in der Pflege insgesamt nur mafiöse Strukturen existieren und Vergleiche zum Drogenmilieu angebracht sind. Schade, Herr von Dassel, liest man Ihre Verlautbarungen, so entsteht der Eindruck, dass der Robin Hood der Pflege der Stadtrat in Berlin-Mitte ist. Natürlich unschuldig, immer bemüht das Beste für die Menschen zu tun, nur leider umgeben von unfähigen, traumatisierten und züngelnden Menschen. Dies betrifft die Politik (in der grünen Opposition macht so etwas besonders Spaß) als auch Kranken- und Pflegekassen, Senatsverwaltung und natürlich die Anbieterverbände zum Schluss.


Nein, Herr von Dassel, es wird Zeit, dass Sie eine neue Platte auflegen, die den aktuellen, vor allem aber den wahren Begebenheiten entspricht. Pflegeverbände, sowohl Private als auch Wohlfahrtsverbände, Politik, Senatsverwaltung, Kranken- und Pflegekassen sind hier im engen Austausch. Es gibt eine gemeinsame Erklärung. Keiner, der von Ihnen beschuldigten und als unzulänglich und nicht handlungsbereit Hingestellten ist bereit Betrug zu decken, ganz im Gegenteil. Jeder Missstand in der Pflege, jeder Betrugsversuch ist natürlich einer zu viel. Aber ein Absenken der Rate auf Null ist auch bei der Pflege und offensichtlich auch in anderen Bereichen schwer möglich.


Gemeinsame Anstrengungen wären angesagt. Zielorientiertes Handeln, keine Polemisierung, denn mit diesem Straßenniveau wird den überwiegend korrekt und engagiert arbeitenden Pflegeeinrichtungen kein guter Dienst erwiesen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind frustriert, Kampagnen verfehlen völlig ihr Ziel und viele, auch wichtige, Probleme der Pflege treten in den Hintergrund. Es ist zu hoffen, dass hier auch die Senatsverwaltung eine klare und harte Auseinandersetzung mit den Bezirken führt, um solche öffentlichen Ausbrüche in der Zukunft mindestens zu minimieren, besser wäre es, sie einzustellen.


Seriöse und faktenorientierte Berichterstattung ist ein Grundrecht in Deutschland. Pflege in Berlin hat Besseres verdient, als diesen selbsternannten grünen Robin Hood.


Übrigens, Herr von Dassel, Personalmangel herrscht auch bei den Pflegeeinrichtungen, die unabhängig davon jeden Tag ihren Dienst am Menschen verrichten, trotz immer mehr gestrichener Leistungen Ihres Hauses. Vielleicht sollten Sie mal ein Praktikum in ambulanten Pflegeeinrichtungen durchführen, um zu lernen, wie man mit schwierigen Personalsituationen trotzdem den Anforderungen gerecht wird.

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